Programm
Angelehnt
an Shakespeares „EIN
SOMMERNACHTSTRAUM“ - der englische Altmeister in Sachen Drama
wird's verkraften - präsentiert die Gruppe ACTORES des
Ohm-Gymnasiums die Neuauflage ihres bereits im
letzten Sommer aufgeführten
Science Fiction Spektakels
UTOPIA
oder:
ROCKI HORRIBILE SPECTACULUM
oder:
PYRAMUS ET THISBE
DRAMATIS PERSONAE:
OBERON (DOMINUS UTOPIAE) ………………………………..…...................................... Peter Müller
TITANIA (DOMINA UTOPIAE)
…………………………………......................................…..
Anja Schaufuß
PUCKA (MACHINA UTOPIAE)
...............................................................................................
Wolfram Janner
ANTONIA (DUX DISCIPULORUM)
.……..............................................................................
Antje Maier
ROCKUS (DISCIPULUS/PYRAMUS)
…………………………........................................…
Matthias
Klein
LUCIUS (DISCIPULUS/THISBE) ……………………………......................................……..
SteffenWild
IULIA (DISCIPULA/LEO)
…………………………………….…......................................…
Johanna Lohneis
SABINA (DISCIPULA/LUNA)
…………………………….……......................................…..
Sabine Burkhard
FRANGONIUS (DISCIPULUS/SEPULCRUM)
………………….........................................
Helmut
Pratsch
******************************************************
CURATORES LUCIS (“BELEUCHTUNG”) ………………..........................................Thomas Prietz/Roland Spengler
SONITUS UTOPIAE (“SOUNDTRACK”)
………………………...........................…
Helmut Stauder
INSTRUMENTA NAVIS SPATIALIS (“COCKPIT”)
…………...........................…..
Jan-Peter Hanstein
NAVIS SPATIALIS, TABULAE PICTAE
………………………............................….
Günter Conrad
TEXTUM SUFFLAT (“SOUFFLEUSE”)
……………………….............................….
Sabine
Friedrich
UTOPIA SYMBOL
........................................................................................................
Peter Müller
CASSA
............................................................................................................................
Bettina Stein
PRAETEREA:
Silvia Hinz, Sonja Gebauer, Ulla Macht, Silvia Finnemann, Katrin Schubert, Ute
Pfister,
Cornelia Graeser, Birgit Rathsmann,
Jutta Klawuhn, Helmut Pratsch, Steffen Wild, Rainer Schulz, Torsten Sturm,
Jochen Stamm, Alexander Rothschild
INHALT:
SZENE
I:
OBERON, TITANIA und PUCKA starten mit ihrem Raumschiff INSTRUMENTUM TERTIUM (navis
spatalis) und der Landefähre (Utopicum Vehiculum
Orbitale = U V O) von UTOPIA in Richtung Erde (= terra,
bzw. stella errans = irrender (!) Stern, also Planet).
SZENE
II:
Diese Szene spielt im Cockpit des Raumschiffs während der Reise durch das Universum
infinitum mit Überlichtgeschwindigkeit (=motu(s) celerior(e) quam lux).
OBERON nennt den Grund der Unternehmung: Er will herausfinden, ob auf der Erde
wirklich, wie von seinem utopischen Sprachmesser (linguametrum)
angezeigt, die LINGUA UTOPICA gesprochen wird. Diese utopische Sprache heißt
allerdings auf der Erde LINGUA LATINA. TITANIA kann nicht glauben, dass eine
derart schwierige Sprache von den Erdbewohnern (= animalia terrestria, bzw.
homines) gesprochen werden kann und bekräftigt dies mit einer für den
weiteren Verlauf der Geschichte sehr wichtigen Äußerung: Malo asinum
amare quam putare animalia terrestria lingua utopica uti. (= Ich will
lieber einen Esel lieben als glauben, dass die irdischen Lebewesen die utopische
Sprache benutzen.) Im weiteren Verlauf der Szene stellt sich heraus, dass
TITANIAS Verhältnis zu PUCKA gespannt ist, wie sich auch noch am Anfang von
Szene IV zeigen wird. PUCKA, eine machina utopica computans, steckt
voller Informationen über die Erde. Diese sehr ins Detail gehenden Daten
interessieren TITANIA aber nicht im geringsten. PUCKA schweigt beleidigt und
kann von OBERON nur durch gutes Zureden - und nachdem sich TITANIA entschuldigt
hat - dazu gebracht werden, seine Computertätigkeit wieder aufzunehmen. OBERON
beruhigt sodann TITANIA, die befürchtet, auf der terra incognita
umzukommen. Die Erde und UTOPIA seien, so sagt OBERON, eigentlich recht ähnlich,
denn auch die Erde sei – ebenso wie UTOPIA - mit Luft umgeben (aere
circumdata). Allerdings bestünde doch ein entscheidender Unterschied:
„TERRA EST PRAETERITA, UTOPIA EST FUTURA“. Schließlich bekräftigt OBERON
nochmals seine feste Überzeugung, dass auf der Erde die LINGUA UTOPICA = LINGUA
LATINA gesprochen werde, was er mit dem auf wundersame Weise in seinen Besitz
gelangten Lateinbuch „INSTRUMENTUM TERTIUM“ untermauert. TITANIA ist jedoch
nach wie vor davon überzeugt, dass die LINGUA UTOPICA für die Erdbewohner zu
schwer sei und wiederholt nochmals ihre Äußerung, dass sie lieber einen
Esel lieben wolle, als so etwas zu glauben.
SZENE III: Die Schüler eines GYMNASIUM PRAECLARISSIMUM, die im letzten Jahr
mit ihrem Stück „AULUS RAPAX“ großen Erfolg hatten, wollen wieder Theater
spielen. Nach längerem Hin und Her nehmen sie den Vorschlag ihrer Anführerin
ANTONIA an, die Tragikomödie „PYRAMUS ET THISBE“ aufzuführen. Die
einzelnen Rollen werden wie folgt verteilt: ROCKUS, der am liebsten alle Rollen
selbst spielen möchte, erhält mit PYRAMUS (=amator) die Hauptrolle.
LUCIUS spielt THISBE (=puella pulcherrima), MARCELLUS spielt MURUS (=
Mauer/Wand), IULIA spielt LEO (=Löwe), da sie ein sehr schlechtes
Gedächtnis hat und sie in dieser Rolle nur zu brüllen (=mugire et rugire)
braucht - und zwar ex tempore. SABINA schließlich spielt LUNA (=Mond).
Alles scheint aufs Beste geregelt, da meldet sich FRANGONIUS zu Wort: Momendum,
momendum! Non hapeo
bardem!
Es
herrscht betretenes Schweigen. ANTONIA weiß keinen Rat, denn tabula rasa est.
Da hat FRANGONIUS selbst den rettenden Einfall: Ecko ackam
bardem sebulgri Nini ed
dacepo ud sebulgrum."
(= Ich werde die Rolle des Grabs von Ninus spielen und ich werde wie ein Grab
schweigen.) Alle sind erleichtert und treten mit dem Versprechen ab, bis zum nächsten
Mal ihre Texte zu lernen.
SZENE
IV:
OBERON, TITANIA und PUCKA landen auf der Erde. Der
genaue Landepunkt wird von PUCKA exakt bestimmt: Sumus, ut praedixi, in
Europa, in Germania, in Bavaria, in Franconia, in oppido progressivo Erlangensi,
in THEATRO GARAGICO, quae est camera obscura alternativa scandalo sacci plastici
verbis obscoenis inscripti infamis. OBERON
hält nun Ausschau nach den Latein sprechenden Erdbewohnern, sieht sich aber
enttäuscht: Das linguametrum zeigt nichts an. TITANIA sieht ihre Zweifel
bestätigt und nennt OBERON einen Esel (asinus), da er eine so lange
Reise umsonst unternommen habe. Dann legt sie sich am Bühnenrand schlafen.
OBERON ist äußerst verunsichert und bittet PUCKA, es noch einmal mit dem
Sprachmesser zu versuchen. Und in der Tat, das linguametrum schlägt aus.
Allerdings stellt sich heraus, dass es sich bei der vom Sprachmesser angezeigten
Sprache um eine gewisse LINGUA GERMANICA - also höchstwahrscheinlich eine
LINGUA BARBARA - handelt. Trotzdem möchte OBERON diese Sprache hören und es
ertönt sogleich auch eine Kostprobe in dieser wahrlich seltsamen „Sprache“.
Wenig später schlägt das linguametrum wieder aus und dieses Mal handelt
es sich wirklich um die LINGUA UTOPICA = LINGUA LATINA, denn die Schüler von
SZENE III versammeln sich hinter der Bühne zu ihrer ersten Probe für ihr Stück
„PYRAMUS ET THISBE“.. OBERON beschließt nun, der aufmüpfigen TITANIA eine
Lektion zu erteilen (exemplum statuere) und träufelt der Schlafenden
einen Wundertrank (potio magica) in die Augen, der bewirkt, dass sie das
erste Wesen, das sie erblickt, lieben muss. PUCKA verwandelt sodann mit seiner
Laserpistole (fulmen electro-nicum) ROCKUS, den vorlautesten der Schüler,
in einen Esel. Als die anderen Schüler ihren derart verwandelten Kameraden
sehen (Rocke, trans-formatus es!), fliehen sie entsetzt. Vom allgemeinen
Lärm wach geworden, schlägt TITANIA die Augen auf und erblickt prompt ROCKUS
und verliebt sich unsterblich in den „Esel“. Es folgt nun eine Tändelei
zwischen den beiden ungleichen Partnern, die vom reuigen OBERON mit einem satis
est satis! beendet wird. TITANIA flüchtet sich zu OBERON, der von PUCKA zurückverwandelte
ROCKUS ruft nach seinen Kameraden, die auch bald erscheinen. Die Tragikomödie
„PYRAMUS ET THISBE“ kann beginnen. Die Tragikomödie selbst hält sich eng
an das Vorbild Shakespeares. Zwei Liebende, PYRAMUS (=ROCKUS) und THISBE
(=LUCIUS), wohnen im gleichen Haus, können aber nicht zueinander finden, da sie
durch eine Wand (=MURUS) getrennt werden. Sie können sich nur durch einen engen
Spalt (rima) unterhalten. Die beiden beschließen, sich bei Mondschein (=
LUNA) am Grab des Ninus (= FRANGONIUS) zu einem Rendezvous zu treffen. Doch das
Stelldichein endet tragisch, denn eine Löwe (= LEO) treibt in dieser Gegend
sein Unwesen. Dieser Löwe verjagt THISBE, die sich als erste zum
Rendezvousplatz (sepulcrum Nini) begeben hatte. Auf ihrer Flucht verliert
THISBE ihren Umhang (=amiculum), der vom Löwen zerfetzt wird. PYRAMUS,
der sich etwas später einstellt, findet nun den zerfetzten Umhang und nimmt an,
seine geliebte THISBE sei vom Löwen zerrissen worden. Kurz entschlossen nimmt
er sich - natürlich untröstlich - das Leben, indem er sich mit einem plötzlich
aufgetauchten Schwert ersticht. THISBE, die noch einmal zurückkehrt, sieht den
„toten“ PYRAMUS und ersticht sich ebenso (mit dem gleichem Schwert, das ihr
der sich plötzlich aufrichtende PYRAMUS reicht.) Mit diesem Shakespeare-treuen
Doppelselbstmord (vergleiche auch ROMEO und JULIA) endet das Spiel der Schüler/innen.
ANTONIA zitiert abschließend OVID: „UT DESINT VIRES, TAMEN EST LAUDANDA
VOLUNTAS!“ ( = „Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist dennoch der Wille zu
loben ~ ... muss man dennoch den guten Willen anerkennen“.)
SZENE V:
OBERON möchte nun wissen, was TITANIA von der Erde hält: Summa
summarum, quid sentis de terra? TITANIA antwortet, dass sie die Erde
in der Tat für einen stella errans halte. (Wortspiel: Planet bzw.
irrender Stern). Auch das bekannte Motto „ERRARE HUMANUM EST“ beschreibe die
Situation auf der Erde sehr treffend. TITANIA erwähnt sodann noch einige
weitere Punkte, die ihr an der Erde kritikwürdig erscheinen: die Schule (schola),
und ganz besonders die Arbeit (labor), all dies gäbe es in UTOPIA nicht.
PUCKA weiß auf Befragung Unglaubliches zu berichten: Die Menschen besuchen mindestens
9 Jahre lang die Schule. Ja es gibt sogar Leute, die besuchen die Schule 13
Jahre lang. Und damit nicht genug! Manche Menschen besuchen auch die Schule der
Nation (schola nationis, quae „BARRAS“ nominatur). Und schließlich
gibt es Leute, die verlassen die Schule überhaupt nicht. Daraus schließt
TITANIA, dass diese homines miri entweder sapientissimi (=sehr
gescheit) oder stultissimi (=sehr dumm) sein müssen. Ja, und wie heißen
diese seltsamen Menschen? Magistri vel magistrae nominantur! Schließlich möchte TITANIA von PUCKA wissen, was die sogenannten
homines sapientes machen, wenn sie NICHT zur Schule gehen und wenn sie
NICHT arbeiten. PUCKA: Vesperi congregant domi imagines moventes loquentesque
spectandi causa. (=Abends versammeln sie sich zu Hause, um sich bewegende
und sprechende Bilder anzuschauen.) PUCKA erklärt, dass es zwei Arten (duo
modi) dieses „TELEVISIO“ genannten Phänomens gibt: TELEVISIO
COMMERCIALIS und TELEVISIO CRIMINALIS. OBERON und TITANIA wollen sich diese im höchsten
Grade verwunderliche Freizeitbeschäftigung der Menschen nicht entgehen lassen
und sehen sich zuerst eine Kostprobe der „TELEVISIO COMMERCIALIS“ an. Es
folgen - nach der Fernsehansage und den „HOMUNCULI MOGUNTIACI“ (Mainzelmännchen
) -5 Werbespots: 1) „Sauforgie“, 2) „Fressgelage“, 3)
„Autoreklame“, 4) „Zeitungsunwesen“und 5)
„Waschmittelreklame“. OBERON ist ob des gebotenen Werbeschwachsinns erschüttert,
aber TITANIA möchte sich noch die „TELEVISIO CRIMINALIS“ anschauen und
entscheidet sich für „DALLI DALLI DALLAS“, das von PUCKA folgendermaßen
definiert wird: Est mixtura quaedam Berolina-Texana-brutalis-semi-comica.
Was die Utopianer in dieser Sendung von einem gewissen „ROSAEVALLIS“ geboten
bekommen, bestärkt sie nur noch in
ihrem schon längst gefassten Beschluss, wieder nach UTOPIAzurückzukehren.
Angesichts des „DALLI DALLI DALLAS“ Unsinns kann OBERON nur noch ausrufen: O
sancta simplicitas! Mundus plane vult decipi! (= O heilige Einfalt! Die Welt
will ganz offensichtlich getäuscht werden.) TITANIA bekräftigt ihre Rückkehrabsicht
mit „PER ASPERA AD ASTRA!“ und PUCKA bestätigt, dass das Raumschiff
startklar sei. Die Utopianer verschwinden nach hinten, die Musik aus Stanley
Kubricks Film Odyssey 2000 erklingt
erst leise und braust dann auf. Ein letztes Mal erscheint die Erde.
SIC TRANSIT GLORIA MUNDI