UTOPIA: CONCLUSIO

Das fast schon zum „Kultstück“ avancierte Science-fiction Spektakel UTOPIA - mit dem aufschlussreichen Untertitel „ROCKI HORRIBILE SPECTACULUM“ - gehört nach insgesamt zehn Aufführungen jetzt endgültig der Erlanger „Theatergeschichte“ an. (Vorsicht: Eigenlob!) Alles in allem genommen, unternahmen etwa tausend Zuschauer/innen die unterhaltsame Reise ins ferne UTOPIA, wo eine Sprache gesprochen wird, die dem irdischen Latein zum Verwechseln ähnlich klingt. Weit über ein Jahr waren Lupus Borussiae und seine ACTORES mit dem wahrhaft „utopischen“ Projekt beschäftigt, ein abendfüllendes und dabei auch noch ein größeres Publikum ansprechendes lateinisches Theaterstück auf die Beine zu stellen - und das selbstverständlich ausschließlich in der Freizeit und nicht etwa als (halboffizielle) Schulspieltruppe mit entsprechender Stundenanrechnung!!! Zunächst musste das Stück erst einmal (und zwar in „utopischer“ Sprache) geschrieben werden. Die Gesamtkonzeption, nämlich eine Adaption von Shakespeares Sommernachtstraum mit zusätzlichem science-fiction touch, stand von Anfang an fest. Als textlicher Ausgangspunkt diente dabei die von Gerhard Schwinge verfasste und im C. C. Buchners Verlag erschienene „Groteske in lateinischer Sprache, Pyramus et Thisbe“, ein Stück von gut zwanzig Minuten Dauer, das von Lupus Borussiae bereits vor einigen Jahren am Ohm-Gymnasium mit einer 9. Klasse (L2) am Schuljahresende aufgeführt worden war - also vor der Kürzung der Lateinstunden und der Einführung „fortschrittlicher“ Lateinbücher! Das Um- und Neuschreiben des Textes zog sich länger als erwartet hin, so dass die ersten vier Aufführungen im Sommer 1981 im Musiksaal des Ohm-Gymnasiums noch ohne den eigentlich vorgesehenen 5. Akt gespielt wurden. Trotzdem kam diese noch „unvollendete“ Version von UTOPIA beim Publikum und bei der Kritik (Erlanger Nachrichten, 28. Juli 1981: „Die reizvolle und originelle story ...“) sehr gut an - ähnlich wie schon unser „Erstling“ AULUS RAPAX im Sommer 1980. Der Erfolg machte uns Mut, das inzwischen fertiggeschriebene Stück, also in seiner nun um einen 5. Akt erweiterten Fassung, im „Erlanger Theater in der Garage“ einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen, bot doch gerade dieses Theater mit seiner „professionellen“ Atmosphäre und seiner technischen Ausstattung den idealen Rahmen für unser Stück. Im Januar 1982 spielten wir UTOPIA dreimal vor ausverkauftem Haus und hatten eigentlich nur mit einem Problem zu kämpfen: dem übergroßen Publikumsandrang. Auch für die „end-gültige“ Version – um nicht zu sagen für die ultimative Version - von UTOPIA fand die Presse lobende Worte: „Inszenierungen des Ohm-Gymnasiums avancieren zum Markenzeichen des Erlanger Schultheaters: in hoc signo vinces“. (Erlanger Nachrichten, 20. Januar1982) Damit wäre es von uns aus genug gewesen, aber man bat uns, im Rahmen des Erlanger Schultheater Festivals noch einmal mit UTOPIA aufzutreten. So spielten wir im Juni 1982 noch dreimal (wiederum vor vollbesetztem Haus) unser Stück - sozusagen als offiziellen Beitrag des Ohm-Gymnasiums zum Festival. Nicht wenige Zuschauer gingen wohl zunächst mit etwas Skepsis in unser Stück, frei nach dem Motto: „Latein kann  man gar nicht verstehen, außerdem ist es (tödlich) langweilig.“ Ohne der Hybris zu verfallen, dürfen wir für uns in Anspruch nehmen, dass wir fast alle Zuschauer/innen eines Besseren belehrt haben. Natürlich haben wir zu diesem Ende mit gags und special effects nicht gerade gegeizt, was gegen die „reine Lehre“ verstoßen mag und - wie uns zugetragen wurde - bei Anhängern der „alten Schule“ Stirnrunzeln ob all der unrömischen Effekthascherei hervorrief – und dazu noch die diversen lapsus bei den „Quantitäten“! (Pfuiii!!!!!) Doch lässt nicht schon Goethe seinen Torquato Tasso postulieren: LICET [ID], QUOD PLACET ? Sorry, im Originaltext heißt es natürlich: „Erlaubt ist, was gefällt“ Also, was soll’s? Für das Theater gilt nun mal die Maxime: There's no business like show business!. Oder, um den großen Cicero selbst zu bemühen (und damit angli(zi)stischer Überfremdung zu wehren): VARIATIO DELECTAT! (cf. Cicero, De natura deorum, I, 9, 22).

QUOD ERAT DEMONSTRANDUM

 POST SCRIPTUM: UTOPIA hat übrigens auch zu einem Kontakt des Ωhm-Gymnasiums mit einer Münchner Schule geführt: Eine 9. Klasse des Max-Planck-Gymnasiums reiste zu unserer Juni Aufführung nach Erlangen und wurde von unseren „Schauspielerfamilien“ gastlich aufgenommen. Unser Gegenbesuch im Juli - wobei ein Tag schulfrei heraussprang - war ebenfalls ein voller Erfolg.